13. 3. 2012: Vor 125 Jahren starb der Plauener Schuldirektor Carl Friedrich Höckner

von Roland Schmidt

 
Heute vor 125 Jahren, am 13. März 1887, verstarb der weit über Plauen hinaus bekannte Carl Friedrich Höckner, der in seiner Vaterstadt nicht nur als Lehrer und Schuldirektor hohes Ansehen genoss, sondern auch in vielfältigen anderen Funktionen zum Wohle ihrer Bürger beispielgebend wirkte. Carl Friedrich Höckner wurde am 18. April 1821 als Sohn eines Webermeisters geboren. Seinen ersten Unterricht erhielt er in der Torschule an der Neundorfer Straße, doch bald wechselte er an die Stadtschule am Schulberg, wo er in den Magistern Wagner und Kolbe sowie Kantor Fincke verständnisvolle Förderer fand. Sehr schnell reifte in dem Knaben der Wunsch, selbst einmal Lehrer zu werden. So erteilte er bereits als 13-Järiger schwächeren Mitschülern Nachhilfeunterricht, bevor er 1837 in das Plauener Lehrerseminar eintrat. Hier erwarb er eine für die damalige Zeit gediegene pädagogische Ausbildung, die er an der Seminar-Übungsschule durch praktische Erfahrungen vertiefte. 1842 erhielt Carl Friedrich Höckner seine erste Anstellung als Hilfslehrer an der Bürgerschule in der Syrastraße. Ungewöhnlich lange 8 Jahre verblieb Höckner auf der mit 150 Talern Jahresgehalt schlecht dotierten Stelle, doch dieser Fakt spricht für seine Lebenshaltung. Nicht materielle Verlockungen in besser bezahlte Anstellungen reizten ihn, sondern die gründliche Arbeit mit den Kindern und damit die Vervollkommnung seines pädagogischen Könnens. Dabei standen ihm sein Direktor Adolph Gustav Caspari sowie viele andere Lehrer mit Rat und Tat zur Seite, und von 1853 bis 1857 arbeitete er mit dem jungen Friedrich Dittes – später einer der bekanntesten deutschen Pädagogen – zusammen. Seine hohe Berufsauffassung, seine umfangreichen Kenntnisse und sein großes pädagogisches Geschick empfahlen ihn für höhere Aufgaben im Plauener Schulwesen. Nachdem sich in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts das Plauener Volksschulwesen in höhere, mittlere und einfache Schulen differenziert hatte, wurde Carl Friedrich Höckner 1870 zum Direktor der III. (einfachen) Bürgerschule berufen, deren Schüler mehrheitlich ärmlichen sozialen Verhältnissen entstammten. Diese Schule, der Höckner bis zu seinem Tod vorstand, verblieb zunächst noch unter demselben Dach wie die höhere Bürgerschule in der Syrastraße, bevor sie 1875 den Neubau am Anger – die spätere Angerschule – bezog. Höckner wusste, dass in vielen Elternhäusern seiner Schüler der Kampf um das tägliche Brot weit wichtiger war als das schulische Lernen der Kinder. Umso entschiedener kämpfte er um bessere Bildungsmöglichkeiten für die sozial Schwachen. So gelang es ihm, durch höhere städtische Aufwendungen die ursprünglich vierstufige III. Bürgerschule zu einer siebenstufigen Einrichtung (die oberste Klasse umfasste zwei Jahrgänge) auszubauen. Doch Klassenstärken bis zu 60 Kindern setzten seinen Bemühungen objektive Grenzen. Viele Schüler konnten dem Unterricht nicht mehr folgen, so dass sie Höckner – erstmals in Plauen – in gesonderten „Nachhilfeklassen“ erfasste. Hier erfuhren sie eine spezielle Förderung, um die jeweiligen Klassenziele zu erreichen. Doch nicht nur der leistungsschwachen Schüler, sondern auch der blinden und taubstummen Kinder nahm sich Höckner an, indem er sie mangels fehlender Spezialeinrichtungen in seine Schule integrierte. Zu seinen Pflichten als Direktor der III. Bürgerschule gehörte auch die Leitung der Fortbildungsschule für die bereits schulentlassenen Jungen und Mädchen, eine Keimform unserer heutigen Berufsschule, sowie eines der ersten Kindergärten der Stadt. Doch auch außerhalb der Schule leistete Carl Friedrich Höckner eine umfangreiche Arbeit. So war er von Jugend an ein begeisterter Turner, der durch sein Vorbild viele Plauener zur eigenen sportlichen Betätigung führte. Mit gleichem Elan wirkte er im Gesangverein „Ressource“, den er mit gegründet hatte und dem er später lange Jahre als Liedermeister vorstand. 1846 trat Höckner in die Plauener Freimaurerloge „Zur Pyramide“ ein, für die er von 1877 bis zu seinem Tode als Meister vom Stuhl“ die Verantwortung trug. In dieser Funktion war er der Wohltätigkeit gegenüber den Armen und Schwachen in gleicher Weise verpflichtet wie als Stadtverordneter, Leiter des Kirchenvorstandes, Mitglied des Schulausschusses der Stadt und Vorsitzender des Vereins zur Unterstützung armer Kinder. Als Carl Friedrich Höckner am 13. März 1887 nach kurzem Krankenlager starb, waren viele Plauener von seinem Tod tief betroffen. Entsprechend groß war auch die Zahl der Trauernden, die ihm auf dem Friedhof I die letzte Ehre erwiesen.