Zum 150. Geburtstag von Prof. Dr. Theodor Matthias am 07.09.2009

von Roland Schmidt

 
Er war kein gebürtiger Vogtländer, dennoch hinterließ er in unserer Heimat geistige Spuren von nachhaltiger Wirkung: Prof. Dr. Theodor Matthias, dessen Geburtstag sich zum 150. Male jährt. Am 7. September 1859 in Bernstedt in der Lausitz geboren, besuchte er das Zittauer Gymnasium, studierte danach in Leipzig klassische Philologie, Germanistik und Geschichte und trat 1883 in den höheren Schuldienst. Fast zwei Jahrzehnte unterrichtete er am Realgymnasium Zittau, 1902 wechselte er an die gleichartige Bildungsstätte in Zwickau. Dort erreichte ihn 1905 der Ruf, als Rektor das „Realgymnasium Plauen mit Realschule“ zu übernehmen. Das war keine leichte Aufgabe, denn die räumlichen Bedingungen der Lehranstalt in der Syrastraße konnten der schnell wachsenden Schülerzahl nicht mehr gerecht werden. Ein Neubau war im Gespräch, doch erst 1907 fiel die Entscheidung, ihn am Bärenstein zu errichten und in ihm das Realgymnasium unterzubringen. Mit großem Geschick und pädagogischem Feingefühl verstand es Theodor Matthias, die Schülerschaft, vor allem aber auch den Lehrkörper der „Doppelanstalt“ zu trennen. Es war für ihn ein erhebender Moment , als er am 5. Oktober 1909 die Schlüssel für das neue Realgymnasium – die heutige Friedensschule – in Empfang nehmen konnte. Fünfzehn Jahre lang leitete Professor Matthias mit Erfolg die Schule. So setzte er einen fachlich differenzierten Unterricht in den Oberklassen durch, und er gründete an der Einrichtung einen „Verein für Wissenschaft und Kunst“. Besonders lag ihm die Förderung der damals noch seltenen Schulwanderungen am Herzen, wofür er sogar eine „Reisestiftung“ für Schüler ins Leben rief. Noch voller Tatendrang und Pläne wurde Theodor Matthias im September 1924 auf Grund der sächsischen Pensionierungsgesetze in den unfreiwilligen Ruhestand versetzt. Obwohl ihm dieser Abschied von der Schule schmerzte, folgte ihm – wie bisher – eine intensive wissenschaftliche Arbeit als Germanist und Historiker. Bereits vor seiner Plauener Zeit hatte sich Theodor Matthias als Germanist einen Namen gemacht, und während seiner Tätigkeit als Rektor des Realgymnasiums hatte er seine umfangreichen Forschungen zur deutschen Literatur fortgesetzt. Er gab die Werke Johann Gottfried Herders und Wilhelm Heinrich Riehls (1823 – 1897) heraus, einem der Begründer der deutschen Volkskunde. Später folgten Werkausgaben von Goethe, Lessing, Hölderlin und Wolfram von Eschenbach. Sie alle fanden zahlreiche Nachauflagen, von Matthias jeweils sorgfältig auf den neuesten Stand der Forschung gebracht. Besondere Aufmerksamkeit widmete Matthias der deutschen Sprachpflege der Schüler, wobei er aus seinen reichen Unterrichtserfahrungen schöpfen konnte. „Sprachleben und Sprachschäden: Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs“ – diese oft aufgelegte Publikation wäre hier ebenso zu nennen wie sein Buch „Aufsatzsünden. Warnende Beispiele zu Nutzen und Frommen der deutschen Schuljugend und zum Ersparnis vieler roter Tinte“. Seine umfassende Kenntnis der deutschen Sprache brachte ihm in den zwanziger Jahren den ehrenvollen Auftrag des Bibliographischen Instituts Leipzig, die Redaktion des „Duden“ zu übernehmen. Dieser Aufgabe widmete sich Theodor Matthias mit aller Kraft, so dass die 1930 erschienene, völlig neu bearbeitete 10. Ausgabe des Standardwerkes der deutschen Rechtschreibung maßgeblich in der Plauener Bärenstraße 59, seinem Alterswohnsitz, entstand. Als Vorsitzender der Plauener Filiale des Deutschen Sprachvereins sowie als Verfasser zahlreicher Artikel im „Vogtländischen Anzeiger“ bemühte er sich, einen breiten Interessentenkreis für die Sprachpflege zu gewinnen. Von 1911 bis zu seinem Tod stand Theodor Matthias dem Verein für vogtländische Geschichte und Altertumskunde vor. Er verstand es, den Verein trotz Krieg, Inflation und Weltwirtschaftskrise am Leben zu halten. Unermüdlich warb er um Spendengelder, um die regelmäßigen Vortragsabende, vor allem aber das Erscheinen der Jahresschriften zu sichern. In seinen eigenen Vorträgen schlug er meist Brücken zwischen Geschichte und Germanistik So referierte er 1912 über das Plauener Stadtbuch von 1388, und 1929 zu Plauener Familiennamen und ihrer Bedeutung.Bis in seine letzten Lebenstage war Prof. Dr. Theodor Matthias wissenschaftlich tätig. Von vielen seiner ehemaligen Schüler und Kollegen tief betrauert, starb er am 11. November 1934. Auf dem Friedhof I fand er seine letzte Ruhestätte, von der heute leider nichts mehr erhalten ist.