Die Feiern zu Königs Geburtstag am Plauener Gymnasium

von Roland Schmidt

 
Zu den Höhepunkten im Schuljahrsablauf des Plauener Gymnasiums zählte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Feier zum Geburtstag des sächsischen Königs. Der eigentliche Sinn der Feier war es jedoch, nach den revolutionären Ereignissen der Jahre 1848 und 1849 die Monarchie wieder zu stärken. Am 30. Oktober 1851 hatte das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts verfügt, daß der Geburtstag des Königs Friedrich August II. (1797 bis 1854) nicht nur in den Kirchen des Landes, sondern auch in den Gymnasien und Lehrerseminaren festlich begangen werden sollte. Alljährlich sollte am 18. Mai eine öffentliche Schulfeier mit den Gebeten für das Wohlergehen des Königs und des königlichen Hauses durchgeführt werden. Am Plauener Gymnasium fand eine solche Geburtstagsfeier erstmals am 18. Mai 1852 statt. Am Vormittag würdigte Rektor Prof. Dr. Johann Friedrich Palm die Verdienste der sächsischen Fürsten um das höhere Schulwesen, und anschließend trugen Schüler selbstverfaßte Gedichte vor, in denen sie den König priesen. Damit war der eigentliche Sinn der Verordnung erfüllt. Rektor Palm, der dem konservativen Lager angehörte, bürgte schon mit seiner Person für eine königstreue Erziehung am Gymnasium, und die Schülergedichte ließen von ihrem Inhalt her auch schnell vergessen, daß noch vier Jahre vorher auch am Plauener Gymnasium revolutionäre Ideen begeisterte Aufnahme gefunden hatten. Am Nachmittag zogen die Schüler in Begleitung ihrer Lehrer zur Elsterbrücke und weiter zum Anger, wo ein Vogelschießen stattfand. Die Kosten trug das Königliche Ministerium. Es stellte 25 Taler zur Verfügung – für die damalige Zeit eine beachtliche Summe. Ein Jahr später wurde der Geburtstag wegen der Pfingstfeiertage erst drei Tage später gefeiert. Festredner Dr. Gotthold Meutzner, in der Rangfolge der dritte Lehrer des Gymnasiums, sprach über die Aufmerksamkeit, die die Plauener Gelehrtenschule durch den König erfahren habe, und am Nachmittag fand auf dem Platz am „Felsenchlößchen“ in der Meßbacher Straße ein Konzert sowie ein Vogelschießen statt. 1854 folgte den Lobeshymnen auf den König ein Ausflug zur Elstertalbrücke. Es war die letzte Geburtstagsfeier zu Ehren des Königs Friedrich August II., denn am 9. August 1854 ist der Monarch in Imst (Tirol) tödlich verunglückt. Ihm folgte sein Bruder Johann (1801 bis 1873) auf den Thron, der seinen Geburtstag am 12. Dezember beging. Die erste Feier für König Johann fand jedoch nur in einem bescheidenen Rahmen statt, da gerade die Trauerzeit für seinen Vorgänger vorbei war. 1855 sah das an dem inzwischen mit einer Realschule verbundenen Gymnasium schon wieder anders aus. Neben den üblichen Reden standen Teile aus Händels „Messias“ auf dem Programm, und der Nachmittag vereinte Lehrer und Schüler – wie Rektor Palm es im Schuljahresbericht vermerkte – zu einem „Konzert zu heiterem Genusse des Festtages“ in den Räumen des Hotels „Zum deutschen Haus“. Von 1857 an wurden die nachmittäglichen Feiern in den Räumen der Gesellschaft „Erholung“ durchgeführt. Offenbar durch Vermittlung des Rektors, der in der Regel dem Vorstand der Gesellschaft angehörte, war es gelungen, die Räume für die Gymnasiasten und Realschüler zu öffnen und damit der Feier zum Geburtstag des Königs noch größeren Glanz zu verleihen. Von da an wurden die Feiern bis in die 80er Jahre hinein mit steter Regelmäßigkeit in den Räumen der „Erholung“ durchgeführt, wobei seit 1863 zwischen den jüngeren und älteren Gymnasiasten und Realschülern differenziert wurde. Während sich die unteren Jahrgänge nachmittags zwischen halb drei und sechs Uhr zu Kaffee, Kuchen und Spielen trafen, fand für die oberen Klassen zwischen 189 und 23 Uhr ein Tanzvergnügen statt. In den 80er Jahren fanden die königlichen Geburtstagsfeiern in den Räumen der Gesellschaft „Freundschaft“ in der Waisenhausstraße (heute Straßberger Straße / Ecke Marienstraße) statt. Gefeiert wurde inzwischen am 23. April, dem Geburtstag von König Albert, der bis 1902 regierte. Schließlich huldigten die Gymnasiasten auch den beiden letzten sächsischen Königen, Georg und Friedrich August III., bevor 1918 auch in Sachsen die Monarchie gestürzt wurde. Wem die Ehrung durch die Schüler auch immer galt – sie war in allen Jahren nur äußerer Anlaß, die junge Generation noch stärker zu treuen Untertanen zu erziehen.