8. Juni 2010 - Carl August Böttiger zum 250. Geburtstag

von Roland Schmidt

 
Das Weimar der Goethezeit machte ihn berühmt, und sein Name ist untrennbar mit den Persönlichkeiten und Werken der deutschen Klassik verbunden. Seine Wiege stand aber im Vogtland, und hier verbrachte er auch seine Kindheit: Carl August Böttiger. Vor 250 Jahren, am 8. Juni 1760, erblickte er in Reichenbach das Licht der Welt. Sein Vater Johann Carl Böttiger war Konrektor der Stadtschule, seine Mutter Johanna Christiana die Tochter des Reichenbacher Kaufmanns und Fabrikanten Pietzsch. Der Vater trat bald darauf die Stelle als Diakon in Elsterberg an, und diese idyllische Kleinstadt wurde für Böttigers Kindheit prägend . Hier erhielt er vom Vater seine Elemantarbildung, hier bereitete ihn Kantor Bamler auf den Besuch einer höheren Schule vor, und hier entfaltete sich auch seine Liebe zu Büchern und den alten Sprachen, die er von 1772 – 1778 an der Fürstenschule Schulpforta vertiefte. Folgerichtig galt das nachfolgende Studium an der Universität Leipzig auch der Antike, doch es fand 1780 ein jähes Ende, als seine Mutter beim Stadtbrand von Gera ihr gesamtes Vermögen verlor. Der junge Böttiger stand plötzlich mittellos da und sah sich gezwungen, sein Brot als Hauslehrer zu verdienen. Doch aus der Not wurde eine Tugend. Er fand Gefallen am Unterrichten, und er entschied sich Pädagoge zu werden. 1784 hatte er an der Universität Wittenberg die akademischen Grade eines Magisters und eines Doktors der Philosophie erworben, und zur gleichen Zeit bewarb er sich mit Erfolg um das Direktorat des Lyceums in Guben. Er verstand es, lebendig und anregend zu unterrichten, was nicht nur den Schülern der Neißestadt zugute kam, sondern auch seinen Ruf als Pädagogen förderte, so dass sich auch sein im Nebenamt betriebenes privates Erziehungsinstitut eines großen Zulaufes erfreute. Gleiches erhoffte er ab 1790 als Rektor des Bautzener Gymnasiums, doch er wurde in der Oberlausitz nicht heimisch. Mit Freude nahm er deshalb 1791 das Angebot des Weimarer Generalsuperintendenten Johann Gottfried Herder an, Rektor des dortigen Gymnasiums zu werden. Die Stelle war keineswegs hoch dotiert, doch die Aussicht, im damaligen geistigen Zentrum Deutschlands zu wirken und im persönlichen Kontakt mit den bedeutendsten Dichtern des Landes zu stehen, ließen den finanziellen Aspekt unwichtig werden. Böttiger versah sein Schulamt mit hohem Pflichtbewusstsein und großer Sachkenntnis. Seine Arbeit wurde allseits geschätzt, so dass Böttiger lukrative Angebote aus Schulpforta und aus Dänemark ausschlug. Großherzog Carl August beauftragte ihn mit der Erziehung seiner Söhne, Goethe und Schiller holten sich bei ihm manchen Rat zu Fragen der antiken Mythologie, und in der Tafelrunde bei Anna Amalia war er stets ein willkommener Gast. Mit großer Gewissenhaftigkeit redigierte er Wielands „Neuen Teutschen Merkur“ sowie andere literarische Schriften des klassischen Weimars. Er galt als vorzüglicher Literaturkenner, doch die Vielfalt dieser literarisch-journalistischen Tätigkeit bereitete Böttiger immer größere Schwierigkeiten. Er verstrickte sich nicht nur im allgemeinen „Klatsch“ der Literaturszene, sondern heizte diesen durch unbedachte Äußerungen noch an und zog sich den Unmut der Betroffenen zu. So gingen Goethe, Schiller und Herder zunehmend auf Distanz zu ihm, und auch die jungen Romantiker traten gegen Böttiger auf, so dass dieser gezwungen war, Weimar zu verlassen. Sein ausgezeichneter Ruf als Kenner der Antike und der Archäologie half ihm, schnell ein neues Arbeitsgebiet zu finden. 1804 wurde extra für ihn in Dresden die Stelle eines Studiendirektors für die kurfürstlichen Pagen geschaffen, die ihm viel Zeit für wissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiet der Archäologie sicherte. Er publizierte zahlreiche Schriften, darüber hinaus führte er die Oberaufsicht über das Antikenmuseum. Er wurde Mitglied zahlreicher gelehrter Gesellschaften des In- und Auslandes. Bis zuletzt wissenschaftlich tätig, starb Carl August Böttiger am 17. November 1835 in Dresden.